Leserbrief an den Patrioten

Bezug zu folgenden Artikeln:
„Kulturring sagt Festival ab“ (4.10.2024)
„Übergriffige politische Einmischung“ (26.10.2024)
Leserbrief „Kultur braucht eine bessere finanzielle Polsterung“ (30.10.2024)

Der Kulturring hat im Wettbewerb um die Vergabe von Förderung freier Kulturträger das Nachsehen gehabt. Von zwölf erreichbaren Punkten hat er 3,5 erreicht und ist damit nicht in den Genuss von städtischen Fördermitteln für freie Kulturträger gekommen. Die Aufregung ist groß und ein wenig Sachlichkeit der Debatte sicherlich dienlich. Dazu wollen wir beitragen.

Bei der Entscheidung über eine Förderung werden alle Anträge nach folgenden zwölf Kriterien bewertet und für jedes erreichte Kriterium wird ein Punkt vergeben: Innovation, Diversität, Faire Bezahlung, Netzwerkeffekte, Nachwuchsförderung, Barrierefreiheit/Chancengleichheit, Digitalität, Nachhaltigkeit, Zielgruppe, Kulturprofil, Bildungserfolge, Heimat. Der Inhalt eines Antrages wird also mitnichten bewertet – Covermusik kann genauso gefördert werden wie klassische Musik.

Die Summe der beantragten Mittel übersteigt in der Regel die zur Verfügung stehenden Mittel. Deshalb werden die Antragsteller in der absteigenden Reihe ihrer erreichten Punktezahl bedient – bis das zur Verfügung stehende Budget ausgeschöpft ist. Dabei gibt es durchaus Handlungsspielraum: Zum Beispiel wurden dem Heimatbund Lippstadt nur 1.000 Euro bewilligt anstatt 2.700 Euro, da auch die Förderung von Bewirtung beantragt war; dagegen wurden dem Kulturring 2.000 Euro angeboten für ein Konzert zur Nachwuchsförderung. 

Auch wichtig zu wissen für eine angemessene Urteilsbildung in dieser Debatte: Nur der Vorstand des Kulturrings arbeitet ehrenamtlich, die Organisation und Umsetzung des Festivals erfolgt hauptamtlich bzw. gewerblich. Und auch wichtig zu wissen: Neben dem Kulturring sind weitere Kulturträger leer ausgegangen, zum Beispiel der Heimatbund Hörste-Garfeln – für diese Antragsteller setzt sich die CDU nicht ein, zumindest gibt es keine Artikel in der Zeitung.

Das Vergabeverfahren ist ein übliches Vergabeverfahren, wie es zum Beispiel im Regionalen Kultur Programm des Landes NRW angewendet wird. Es ist selbstverständlich öffentlich. Der Kulturrat Lippstadt hat bei der Erarbeitung der Förderrichtlinien seine fachlichen Kompetenzen eingebracht und war auch Mitglied des Arbeitskreises, das für den Kulturausschuss die Entscheidung vorberaten und eine Entscheidung empfohlen hat. Wir können versichern, dass keinerlei Einmischung von Politik oder Verwaltung in die Inhalte der Programme erfolgt, weder in Bezug auf den Antrag des Kulturrings noch eines anderen Kulturträgers. Die Verwaltung berät Antragsteller lediglich in Bezug auf die Förderrichtlinien. Wir können bestätigen, dass die neuen Förderrichtlinien, auch im Vergleich mit anderen Städten in Deutschland, modern und ansprechend sind. Und sie sind der Erreichung der Ziele, die sich unsere Stadt im kulturpolitischen Leitbild verankert hat, dienlich.

Wir finden es schade, dass im Falle des Rathausfestivals persönliche Verbindungen zwischen Kulturring, lokaler Presse und einer Partei auf diese unsachliche Weise eingesetzt werden. Damit wird in einigen Teilen der Lippstädter Gesellschaft ein negatives Bild des Kulturrings erzeugt. Wir wünschen uns, dass der Kulturring Wege findet, wie er mehr Kriterien erfüllt, wenn er in den Genuss städtischer Förderung gelangen will oder andere Finanzierungsmodelle entwickelt. Ein Vorschlag unter vielen: Jede:r Bürger:in, dem/der das Festival wichtig ist, könnte Mitglied im Kulturring werden. Wenn 1.000 Bürger:innen je 10 Euro Mitgliedsbeitrag zahlen, sind die fehlenden 10.000 Euro beisammen.

Der Vorstand des Kulturrats Lippstadt:
Sabine Brölemann-Dalhoff, Dagmar Liebscher, Bernd Passgang, Dr. Yasmine Freigang, Thomas Kampik

Nachtrag am 10.11.2024: Der Patriot hat diesen Brief nicht als Leserbrief akzeptiert, aber in Abstimmung mit dem Kulturrat als Pressemitteilung gewertet und in einem Artikel in Teilen verwertet.

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